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Nachruf auf Philipp Müller

Es gibt im Leben für alles eine Zeit: eine Zeit der Freude, eine Zeit der Stille, eine Zeit der Trauer, aber auch eine Zeit der dankbaren Erinnerung.



Wir erinnern uns heute in Dankbarkeit an Philipp Müller, der zwar nach langer Krankheit, aber dennoch unerwartet, am Donnerstag, den 05. November 2020 aus dem Leben geschieden ist. Er hinterlässt seine Frau Anna, geborene Reiter, mit der er seit 1970 verheiratet war und seine beiden Söhne Reinhold und Gerd mit Familien.

Philipp Müller wurde am 11.Februar 1947 in Ebendorf geboren, besuchte die Grundschule in Ebendorf und Bakowa, anschließend das „C. Brediceanu“- Lyzeum in Lugosch und studierte danach Maschinenbau am Polytechnischen Institut in Temeswar. Seine berufliche Laufbahn begann er als Diplomingenieur bei den UCM-Werken in Reschitz und setzte sie anschließend als Abteilungsleiter bei der Firma IUPS in Lugosch fort. Mit seinem umfangreichen fachlichen Wissen und Können, aber auch dank seiner Ideen, seiner Zielstrebigkeit und seines großen Engagements, wurde er sowohl von den Mitarbeitern als auch von den Vorgesetzten in hohem Maße geschätzt und genoss stets großes Ansehen.

Doch neben seiner beruflichen Tätigkeit prägte er als echter Ebendorfer dank seiner umgänglichen und kooperativen Art, aber auch dank seiner Fähigkeit, die Leute um sich herum zu begeistern und zu motivieren, bereits seit den 1960-er Jahren das kulturelle Geschehen der Gemeinde. Wie etwa bei den Musik- und Theaterprogrammen, die die Lyzealschüler während der Sommerferien darboten. Wenn sie dabei mit modernsten Schlagern vor das lokale Publikum traten, war es nicht selten so, dass Philipp diese sogar erst am Abend davor aus einer deutschen Rundfunksendung auf ein Tonband aufgenommen und sie anschließend mit den Begabten unter den Jugendlichen eingelernt hatte, so dass sie am nächsten Abend vorgetragen werden konnten. Oder aber als ausgezeichneter Akkordeonspieler, als der er in den 1960-er Jahren dem Ebendorfer Orchester beitrat, und schließlich 1966 dessen Leitung übernahm. Sein Einsatz beschränkte sich jedoch nicht nur darauf, selbst zu musizieren: ab Mitte der 70-er Jahre gab er seine Fähigkeiten am Akkordeon und auch seine selbstbeigebrachten Fertigkeiten als Gitarrenspieler auch an die Ebendorfer Jugendlichen weiter, wusste sie zu motivieren und mitzureißen, scheute sich nicht, den Unterricht abwechslungsweise bei den jeweiligen Schülern stattfinden zu lassen, auch wenn dies für ihn, der bereits in Lugosch wohnte, einen Mehraufwand bedeutete und leistete so einen tatkräftigen Beitrag, um bei den jungen Leuten die Begeisterung für die Musik und das Musizieren zu wecken. Und sein musikalisches Agieren beschränkte sich auch nicht nur auf Ebendorf: Zwischen 1976 und 1977 engagierte sich Philipp Müller auch bei der Deutschen Abteilung des Lugoscher Volkstheaters. Er gründete das „Temesch-Stadt Musikanten“-Orchester, absolvierte mit der Deutschen Abteilung des Volkstheaters etliche Auftritte und begeisterte damit das deutsche Publikum in Lugosch und vielen deutschen Gemeinden im Banat.

1984 siedelte Familie Müller in die Bundesrepublik Deutschland um. Nachdem bereits einige Jahre zuvor Philipps Vater und auch seine Schwiegereltern nach einem Besuch in der Bundesrepublik nicht wieder nach Rumänien zurückgekehrt waren, fand auch Philipp mit seiner Familie ein neues Zuhause in Denkendorf. Damit war sein Einsatz für Ebendorf und die Ebendorfer jedoch nicht vorbei. Bereits seit dem ersten Treffen der HOG Ebendorf engagierte sich Philipp stets für die Belange seiner Landsleute, wurde 1992 Mitglied des Vorstandes der HOG und war die treibende Kraft bei der Organisation der Treffen, die  ab 1991 stets in Denkendorf stattfanden. Als im Dezember 1995 das bereits seit einigen Jahren geplante Heimatbuch der Gemeinde Ebendorf wieder in Angriff genommen wurde, war auch bei der Umsetzung dieses Unterfangens Philipp Müller die treibende Kraft und war maßgeblich daran beteiligt, Herrn Prof. Heinrich Lay für die Gesamtredaktion des Heimatbuches zu gewinnen. Er selbst beteiligte sich an dem Buch mit zahlreichen Beiträgen und war derjenige, der sich 1999, bei der Erscheinung des Buches, im Namen aller Ebendorfer bei den Mitwirkenden bedankte, die sich mit schriftlichen Beiträgen beteiligt hatten, beziehungsweise bei allen Landsleuten, die mit ihrem Wissen und mit den dazu passenden Fotos ihren Beitrag geleistet hatten. Die von ihm verfassten Dankesworte an alle Ebendorfer findet man gleich am Anfang des Heimatbuches. Und als nach dem Erscheinen des Heimatbuches die Entscheidung getroffen wurde, auch noch ein Familienbuch der Gemeinde Ebendorf zu planen, war er auch bei der Umsetzung dieses Projekts beteiligt und begrüßte das Erscheinen des fertigen Buches im Jahr 2006. Ein weiteres Buchprojekt, das er unterstützte und das Philipp Müller sehr am Herzen lag, war Heinrich Lay’s Anthologie der Strassennamen von Lugosch, das sowohl auf Deutsch als auch in Rumänischer Sprache erschienen war. Seine vielfältigen Engagements hat Philipp Müller also nicht nur auf Ebendorf beschränkt, seine zweite Heimat Lugosch hat er nicht minder bedacht und war stets bestrebt, den Synergieeffekt im Auge zu behalten. „Einmal Aufwand, doppelte Wirkung“, damit könnte man vieles umschreiben, was Philipp Müller sowohl für Ebendorf als auch für Lugosch in seinem Lebensabschnitt nach der Aussiedlung initiiert und umgesetzt hat. Er war Ideengeber und Umsetzer, Ärmelhochkrempler, wenn es um die Sache ging. Selbst wenn er vorerst nur einen unfertigen Plan in petto hatte, auf sein Gespür konnte er sich stets verlassen, wenn er seine aufgebrachten und oft ratlosen Mitstreiter damit zu beruhigen wusste: „Tes krieg‘ mer schon hin‘!  Kurz und knapp in seiner vordergründig ruhigen Art, auch wenn seine innere Verfassung oft das Gegenteil zu sein schien. Sowohl tragische Einzelschicksale als auch die Not der Gemeinschaft seiner Lugoscher und Ebendorfer Landsleute, gerade nach 1989 ließen Philipp Müller rastlos nach Möglichkeiten suchen, wie er helfen konnte. Er war gewissermaßen auch Weichensteller, als es darum ging, wer die Nachfolge der Lugoscher HOG-Leitung übernehmen sollte und Hans Szeghedi davon zu überzeugen wusste, dass er der Richtige wäre. Für seine ehemaligen Klassenkameraden organisierte er Treffen und sorgte dafür, dass auch die noch in Rumänien lebenden Freunde es sich finanziell leisten konnten, dabei zu sein. Ob für seine Mitarbeiter in der Firma oder für die Knirpse des Deutschen Kindergartens in Lugosch, mit Prämien für die einen und mit Weihnachtspäckchen für die anderen wusste Philipp Müller stets Zeichen der Wertschätzung zu setzten. Dafür war er sich oft auch nie zu schade gewesen, den einen oder anderen Euro aus der eigenen Tasche zu bezahlen. In medizinischen Notfällen wusste er oft seine guten Kontakte einzusetzen und die Hilfsbereiten mit Geschick zu überzeugen, Unterstützung zu leisten. Die Mitglieder des Deutschen Forums von Lugosch um Rudolf Trost unterstützte er ebenfalls tatkräftig bei der Rückführung des „Deutschen Heims“ als Ort der Begegnung für die deutsche Volksgruppe Lugosch.  Als die Ulmer Treffen der HOG Lugosch Anfang der 1990er Jahren aus allen Nähten zu platzen drohten, hatte Philipp Müller die passende Lösung parat und kümmerte sich eigenhändig darum, dass das nächste und die darauffolgenden Treffen in Denkendorf stattfinden konnten. Und wenn es um die Vorfinanzierung der Lugoscher Heimatblätter ging, war er zusammen mit Hans Szeghedi zuverlässig zur Stelle.

Wir haben mit dem Ableben von Philipp Müller einen großartigen Mann und einen Pfeiler der Gemeinschaften Ebendorf und Lugosch verloren.
„Der Verlust eines lieben Menschen ist immer schmerzhaft, aber die schönen Erinnerungen an das gemeinsam Erlebte spenden Trost.“

Wir nehmen Abschied von einem ganz besonderen Menschen.
Ruhe in Frieden und in Gottes Hand.


Jakob Szekeresch für die HOG Ebendorf
Bruno Bito
für die HOG Lugosch